Hallo ihr Lieben,
jetzt hab ich's aber doch lange genug aufgeschoben meinen wahrscheinlich letzten Post zu schreiben. Seit dem 28. Juli bin ich wieder in Deutschland und ich weiß nicht so recht, was ich davon halten soll. Aber dazu später, jetzt erzähl ich euch erst einmal von meinem letzten Monat in Panama, Zentralamerika. Ich versuch den Post relativ kurz und knapp zu halten - es ist so viel passiert, aber wenn ich euch das alles erzählen würde, würden wir in drei Tagen noch nicht fertig sein.
Nach acht Monaten war es soweit - mein geplanter vorletzter Stopp war gekommen. Da es mir in Pananma allerdings so gut gefiel wurde aus dem vorletzten Stopp der letzte und ich verbrachte nur noch meinen letzten Tag in San José, Costa Rica. Ich kam also nach meinen Komplikationen in Mexico endlich in Panama City an und war absolut verwundert, wie groß diese Stadt mit den vielen riesigen Gebäuden war - das hatte ich mir doch ganz anders vorgestellt. Dort verbrachte ich zwei Tage im Hostel und lernte gleich zwei deutsche Mädels und einen Schweizer kennen, plantschten in unserem Pool, gingen auf den Fischmarkt und aßen Hummer, besuchten die Altstadt Casco Viejo mit ihren wunderschönen alten Bauten, gingen Alkohol schlürfen auf einer Rooftopbar und fuhren mit den umgebauten Schulbussen namens Diablo Rojo (deutsch: roter Teufel), mit ihren riesengroßen Auspuffen - aus denen auch dementsprechend viele Abgase ausgestoßen werden - und der Über-Musikanlage durch die Straßen Panama's.
Am letzten Tag informierten wir uns über unsere Abfahrtszeiten der Busse - ich Trottel nannte die falsche Stadt und mir wurde gesagt der letzte Bus fahre um 20 Uhr. Als ich um 19 Uhr am Busbahnhof Albrook stand, wartete da kein Bus mehr auf mich. Also setzte ich mich einfach in irgendeinen Bus der ungefähr in Richtung El Valle de Anton fuhr. Mein Plan war irgendwo auf dem Weg rauszuhopsen und mir ein Hostel zu suchen. Allerdings machte mir der 53-jährige Mann namens Jose, der neben mir im zugestopften Bus saß, klar, dass ich auf dem Weg keine Hostels finden werde und so bot er mir für die Nacht eine Unterkunft for free in seiner bescheidenen Hütte an.
Am nächsten Morgen brach ich dann nach El Valle de Anton auf, bezog mein Bett im Bodhi Hostel und verliebte mich in diese Unterkunft. Allan und Diwi, die beiden Besitzer, waren sooo toll und Ash und Paula, die Volonterinnen, waren auch super lieb. Das Hostel wurde von Deutschen konstruiert, man fühlte sich dort einfach pudelwohl :) Gleich am ersten Abend kam eine riesengroße Gruppe homosexueller Leute mit denen wir einen kleinen Pub Crawl starteten. Oh mein Gott, ich hatte in meinem Leben noch keine so lustige Nacht!
Am nächsten Tag ging ich mit zwei Deutschen zur "La India Dormida" oder auch Sleeping Indian Woman - deshalb so genannt, da die Form des Hügels aussieht wie eine liegende Frau. Anton Valley liegt in einem großen Vulkankrater und man kann auf den Rand des Kraters wandern um von dort eine unbeschreibliche Aussicht zu genießen.
Tags drauf vervollständigte sich unsere Gruppe durch die zwei Amerikaner Brandon und Trevor. Wir spielten die ganze Nacht Kingscup, mehr muss man dazu nicht sagen :)
Als ich mich am nächsten Tag schweren Herzens von allen meinen Lieben verabschiedete, wartete ich mit Oreo, dem Hostelhund, auf den Bus der eigentlich alle 10 Minuten kommen sollte. Vergebens. Also blieb ich noch eine Nacht, war glücklich mit diesem Ergebnis und fuhr am nächsten Tag nach Santa Catalina, ein Dörfchen an der Pazifikseite, wo wir endlich wieder unser Können beim Surfen unter Beweis stellen durften.
Weiter ging's für mich nach Boquete. Eine süße kleine Stadt neben der der 3475 Meter hohe Vulkan Baru in die Höhe ragt und zusätzlich noch der höchste Berg Panama's ist. Ich nahm mir natürlich vor, das mickrige Berglein zu besteigen - natürlich wusste ich, dass es Regenzeit war und hatte auch mit ein wenig Nieselregen gerechnet. Nicht gerechnet hatte ich mit der dummen eiskalten Wolke die sich um uns und den Vulkan herum zog als wir nach 6 Stunden 40 Minuten endlich oben ankamen. So machte unser Feierabendbierchen auch keinen Spaß. Drei Franzosen, drei Columbianer und ich (allein, deutsch, ja) starteten unseren Hike um Mitternacht und kamen pünktlich NACH Sonnenaufgang an, was nicht weiter schlimm war, da man ja eh nichts sehen konnte. Ich liebe Wandern ja mittlerweile sehr, allerdings nicht wenn es sich nicht lohnt und man weiß, dass man den ganzen Scheiß wieder zurück laufen muss. Und da ich ja solche Probleme mit meinem linken Knie habe, hat man mich runterwärts sechs Stunden lang nur fluchen hören (ja, ein Tränchen ist mir auch gekullert). Wenigstens kann ich behaupten ich habe in meinem Leben schon einmal einen Vulkan bestiegen... ;)
Trotzdem war es neben dem Abel Tasman Walk ungefähr der schlimmste Hike meines Lebens!
Den Tag zuvor war ich mit einer Kanadischen Familie Ziplinen und den Tag nach dem Aufstieg mit einer Gruppe wundertoller Amerikaner und zwei Holländern White Water Raften, was ungefähr beides soooooo viel Spaß machte!
Ansonsten war das Hostel ähnlich wie in Anton Valley und ich hab dort Freunde für's Leben gefunden, über die ich einfach wahnsinnig froh bin! Falls ihr das hier lest: Ich vermisse euch wahnsinnig!
Und nun kommen wir zu meinen letzten 10 Tagen Malle... Nein Spaß, ich fuhr mit dem Bus/Boot nach Bocas del Toro, was für mich allerdings aber eher wie ein Malle-Urlaub war. In den 10 Tagen gab es nur zwei Nächte in denen ich es etwas langsamer anging, kann aber ja nicht schaden, so viel feiern war ich die letzten Monate auch wieder nicht. Meine drei Jungs vom Mamallena Hostel in Boquete, Carlos, Micah und Noah und die Kanadierin Maya begleiteten mich und schlossen sich meiner 1-Mann-Crew an um ab und zu einen drauf zu machen. So lernten wir noch die Columbianerin Angie, die britische Holländerin (:D) Rosemary und die zwei Amerikaner David und Sam kennen. Was für eine geniale Truppe und was für geniale Tage - jeden verdammten Tag war eine andere Party in irgendeinem Hostel und zu späterer Stunde fanden wir uns jede Nacht in der Bar La Iguana wieder :)
Neben Feiern, Trinken und dumme Dinge anstellen brachten wir auch Vernünftiges zustande. Zum Beispiel planten wir einen Tagestrip zu unterschiedlichen Inseln (jaaa, prinzipiell waren es zwei....) mit Lunch und Schnorcheln zwischen ganz vielen kleinen Quallen. Wenn man aber schnell genug schwimmt entkommt man den kleinen Dingern meistens und sieht, wenn man Glück hat, auch andere Meeresbewohner wie Fische oder Rochen. Das Nacktbaden in der Karibik war übrigens mein Highlight an diesem Tag.
Als wir unsere Jungs verabschiedeten (das war das zweite Mal, dass ich bei einer Verabschiedung weinen musste) fuhren Rosemary und ich am nächsten Tag auf die Insel Bastimentos rüber, wobei ich komischerweise auf der Bootsfahrt mitten in der Karibik Wlan hatte ?! Wir fragten einen Rastamann mit einem Zahn nach dem Weg und lernen daraus: Frage nie einen einzahnigen Rastamann nach dem Weg. "20 Minuten von hier zum Wizard Beach und weitere 15 Minuten zum Red Frog Beach zu der Strandbar. Einfach dem Weg folgen." Jaja, wenn das nur so einfach gewesen wäre. Kurzfassung: Wir verliefen uns 3,5 Stunden im Dschungel, Rosemary verlor ihren Schuh im Schlamm und fand ihn nie wieder, ich brach meinen Zeh und steckte fast knietief im Schlamm, wir riefen verzweifelt um Hilfe, zwei kleine Kinder und ein junger Mann retteten uns und brachten uns zum Red Frog Beach, dann waren meine Schuhe weg (die hatte der kleine Junge getragen), ich lief nochmal zurück und fragte wo meine Flip-Flops seien und mir wurde erklärt, die wurden auf einen Baumstamm im Wasser gelegt - auf die Idee dort nachzuschauen wär ich im Leben nicht gekommen. Trotzdem war das der schönste Coastal Walk meines Lebens.
Danach gingen wir feiern und das ist so ziemlich das Ende meiner Geschichte.
Ziemlich niedergeschlagen fuhr ich mit dem Bus Richtung Costa Rica, lief über die Grenze, welche eine einfache Brücke ist, und kam abends in San José an, von wo ich zwei Nächte später schweren Herzens Richtung Deutschland aufbrach. Wenigstens hatte ich noch eine tolle Sitznachbarin im Flugzeug und einen super lieben Flugbegleiter, der mich wie eine Person aus der Business-Class behandelte :) Trotzdem war es ungewohnt, dass dort schon alle Leute Deutsch sprachen...
Ja liebe Leute, so schnell gehen 9 Monate vorbei. Wie im Flug... Und ganz ehrlich? Als ich auf deutschem Boden war und meine beste Freundin mich vom Flughafen abholte kam es mir vor als wäre ich nie weg gewesen.. Was für mich nichts Gutes bedeutet. Jetzt fragt ihr euch bestimmt wie ich mich fühle und ob ich mich auf Zuhause gefreut habe. Ja, ich hab mich auf Zuhause gefreut. Zuhause ist meine Familie und meine Freunde. Das ist alles. Und das Essen - auf das hab ich mich auch wahnsinnig gefreut. Natürlich haben mich alle total lieb begrüßt und eine wunderbare Überraschungsfeier hat auf mich gewartet - nochmal danke dafür! :)
Trotzdem könnte ich euch jetzt einen 10-seitigen Text darüber schreiben wie's mir geht, aber ich fass es einfach mal kurz: Die Leute, die gerne Reisen/Travelln (unter Reisen verstehe ich nicht Urlaub machen), die wissen genau wie's mir gerade geht und die Leute die nicht Reisen, denen brauch ich es gar nicht erst erklären, denn die verstehen es sowieso nicht, auch wenn sie meinen es zu verstehen.
Es ist halt doch "nur" Deutschland, die Mentalität hier kann man mit keinem anderen Land der Welt vergleichen.
Und ich freue mich schon auf den Tag an dem ich wieder hinaus in die weite Welt fliehen kann - wann das sein wird steht allerdings noch in den Sternen.